Seit 1954 ein Zuhause für anspruchsvolles Publikum

Damals eine Sensation – Der eigentliche Kinosaal, welche über eine breite Treppe vom Erdgeschoß ins Souterrain erreicht wird, befindet sich zur Hälfte unter dem Niveau der Neuhauser Straße und besticht durch seine geschmackvolle Einrichtung.

Das neue Theater, das in seiner ganzen Ausstattung eine wohltuend – zurückhaltend vornehme Atmosphäre besitzt, hat 300 hochgepolsterte Sitzplätze. Auch technisch ist das Kino außergewöhnlich, die Klimaanlage, die der künstlerisch ausgezeichnet ausgestattete Zuschauerraum erhielt, strömt durch die Decke durch unzählige Poren frische vorgewärmte Luft ein. Die verbrauchte Luft wird über Kanäle in Fußboden abgesaugt.

Am 11. November 1954 eröffneten die Brüder Fritz und Gustav Preßmar nach einer Bauzeit von knapp vier Monaten, mitten in München in der Neuhauser Straße 3, „Münchens modernstes Filmtheater“. Das „netteste und geschmackvollste Filmtheater" (Zitat aus der Abendzeitung) eröffnete mit dem Walt Disney Farbfilm „Die Wüste lebt“.
 
 
 
 
Die Familie Preßmar betonte, dass das Tivoli-Theater für anspruchsvolles Publikum gedacht sei und dort nur beste Erstaufführungen starten werden, ohne jedoch den Charakter eines reinen Filmstudios anzunehmen. Die 300 Sitzplätze bieten die Möglichkeit, gerade jene guten Filme zu zeigen, die zwar ein großes Haus nicht füllen, jedoch einem interessierten Publikum über längere Laufzeit zugänglich gemacht werden können. Diesem Konzept wünschte auch Walt Disney persönlich in einem Glückwunschtelegramm zur Eröffnung mit seinem Film „Die Wüste lebt“ alles Gute und schrieb „Ich danke herzlichst, dass Sie mich so ehren und wünsche Ihnen von Herzen viel Glück“.

 
 

Große Erfolge mit internationaler Filmkunst

Im Tivoli, das mit Fellinis „La Strada“ 1957 130.535 Besucher erreichte, und das immer Münchens Innenstadt-Haus für gehobene europäische und internationale Film-Unterhaltung war, wie "Amadeus" (245.499 Bes,) "Die Wüste lebt"(156.598 Bes.) "Tootsie" (148.460 Bes.) "Jenseits von Afrika" (147.848 Bes.)" "Faust"( 143.572 Bes.),"Einer flog übers Kuckucksnest" (143.156 Bes.) "Harry und Sally"( 131.271 Bes.), „Das wilde Schaf“(101.416 Bes.), Der verlorene Kontinent"(101.416 Bes.), "Die Blechtrommel" (94.258 Bes.), "Ein Mann und eine Frau"(90.380 Bes.) "Die Ferien des Monsier Hulot" (82.596 Bes.) „Der letzte Kaiser“ (82.520 Bes.) ,"Zeugin der Anklage" (75.526 Bes.) „Chinatown“( 73.991 Bes.), „Der Tod in Venedig“(73000 Bes.), "Hiroshima, Mon Amour" (72.655 Bes.) oder "Die 12 Geschworenen"( 61.531 Bes.).v.a. versucht die Familie Preßmar weiter hohes Film-Niveau zu halten, auch wenn heute solche Besucherzahlen wegen der oft völlig überzogenen Mehrfachvermietung und den dadurch verkürzten Laufzeiten leider nicht mehr zu erzielen sind.

Gustav Preßmar und Guiletta Masina auf der Bühne des Tivoli-Theaters (1957) - Fritz Preßmar sen. im Gespräch mit Guiletta Masina.

 

Internationale Stars und gekrönte Häupter

In der goldenen Zeit des Kinos war das Tivoli Theater oft die Bühne für Premieren außergewöhnlicher Filme. So waren in den folgenden Jahr u.a. Schauspieler wie Guiletta Masina, Hans Albers, Ruth Leuwerik, Theo Lingen, Karlheinz Böhm, Liesl Karlstadt, Marika Rökk, O.E.Hasse, Robert Graf, Carl Wery, Marianne Koch, Hannes Messemer, Josef Meinrad, Karl Schönböck, Gert Fröbe, Leni Riefenstahl, Therese Giehse, Elisabeth Flickenschild, Heinz Rühmann und Hertha Feiler, Mario Adorf, Tony Curtis, Romy Schneider und Regisseure wie Vittorio de Sica,Bernhard Wicki, Roman Polanski, Philippe de Broca u.v.a. Gäste des Tivoli Theaters.

Verkleideter Charlie Chaplin Schauspieler als Werbe-Attraktion vor dem Kino (1956)
Außenwerbung für den Film "Hiroshima, mon Amour" (1960).


1961 besuchte das griechische Königspaar, Königin Friederike von Griechenland, König Paul von Griechenland sowie Prinz Georg von Hannover, Prinzessin Sophia von Hannover und Michael von Kent den Film „Traumland der Sehnsucht“ in Tivoli Theater. Gustav Preßmar begrüßt Romy Schneider zur Premiere des Films "Das Mädchen und der Kommissar" von Claude Sautet (1971). Das Photo zeigt Romy Schneider und ihre Mutter Magda Schneider in der Loge des Tivoli-Theaters.

 
Preßmars Politik des guten und doch effekt­vollen Films brachte auch Wunder fertig, die in der Branche immer wieder nur mit Staunen zur Kenntnis genommen wurden. Denn wenn Preßmar an einen Film glaubt, dann spielt er ihn konsequent - auch über Durststrecken hinweg, die kaum ein anderer Kino-Besitzer durchzu­stehen bereit ist und was oft mit der Kino-Spitzenposition (Besucherrekord) in Deutschland belohnt wurde. So schaffte das Tivoli zum Beispiel mit „Amadeus“ in 64 Wochen Spielzeit sensationelle 245.000 Besucher. Auch „Harry & Sally“ erreicht durch die längere Auswertung in München alleine im Tivoli-Theater außergewöhnliche 8,48% des bundesdeutschen Gesamteinspiels(= 131.271 Besucher) und damit mehr als die gesamte Stadt Berlin.

Zur Tradition des Kinos gehört es seitdem, dass die Familie Preßmar in ihrer Programm-Politik mit Erfolg versucht Kunst und Publikums­wirksamkeit zu vereinen. Die Filme der Regisseure Fellini, Lumet, Wilder, Chaplin, Resnais, Bunuel, Welles, Polanski, Antonioni, Bergman, Truffaut, Sautet, Tati, Visconti, Malle, Schlöndorff, Pollack,Redford, Forman, Bertolucci und Kurosawa machten Besucherzahlen, von denen in anderen Städten oft nur geträumt wurde. Da Preßmar sein Publikum nie enttäuschte und sich mit seinem Programm stets hundertpro­zentig identifizierte, entstand über Jahrzehnte ein Vertrauensverhältnis zwischen seinem Kino und dem Publikum, das auch schwierigen Bewährungsproben standhielt.


Nach der großen Renovierung des Filmtheater Sendlinger Tor im Jahr 1997 wurde ein Jahr später auch das Tivoli Theater aufwendig renoviert.