"Seit heute ist München um ein Lichtspieltheater ersten Ranges, in vornehmer, gediegener Ausstattung, reicher, die Sendlingertor-Lichtspiele welche abends und unter Anteilnahme einer glänzenden Gesellschaft hauptsächlich aus literarisch-künstlerischen Kreisen unserer Stadt ihre Eröffnung fanden. Das neue 700 Personen fassende Theater ist mit amphitheatralisch ansteigendem Parkett, mit Rang und Galerie, mit eigenen Zugängen, Treppenhaus, splediter effektvoller Beleuchtung und Warmwasserheizung, kurz allen Neuerungen und Komfort ausgestattet."
Zur Eröffnungsvorstellung waren nur geladene Gäste zugelassen, die schon Tage vorher durch einen livrierten Boten des Theaters die goldbedruckten Ehrenkarte zugestellt bekamen. Carl Gabriel warb für das „historische Drama in 5 Akten" mit der Schlagzeile: „Das größte Meisterwerk der Kinokunst".
Ob die „Herrin des Nils" diesen Slogan wirklich rechtfertigte, sei - obwohl ihr sogar König Ludwig III. am 14. September 1915 die Ehre seines Besuchs gab - dahingestellt. Als besonderer Clou wurde der von diesem Besuch gedrehte Film direkt nach der eigentlichen Filmvorführung den Besuchern vorgeführt. Carl Gabriel überraschte so nicht nur die königlichen Häupter sondern setzte mit dieser Blitzreportage einen weiteren markanten Punkt in der Mediengeschichte.
In der Zeit zwischen 1920 - 1928 betreibt Carl Gabriel die Sendlingertor-Lichtspiele im UFA-Konzern. Diese 1917, als Universum-Film AG gegründete Firma, konzentrierte sich nach Kriegsende 1918 auf publikumswirksame Genres und stellte in den berühmten Berliner Babelsberg Studios zusammen mit Regisseuren wie Fritz Lang und F.W. Murnau Großprojekte wie „Metropolis“, „Dr. Mabuse“, „Die Nibelungen“ oder „Der letzte Mann“ her, welche oft auch in den Sendlingertor-Lichtspielen ihre Premiere feierten. Schauspieler wie Emil Jannings oder Henny Porten begründeten in diesen Tagen hier Ihren Starruhm. Der Erfolg des Kinos lag sicher auch an der außergewöhnlichen Architektur wie sie folgendermaßen 1925 im Filmkurier beschrieben wurde:
1928 übernimmt die UFA die Sendlingertor Lichtspiele komplett von deren Gründer Carl Gabriel, welcher sich in der Zeit danach weiter seinen Schaustellerwurzeln z.B. auf dem Münchner Oktoberfest widmete. So gehen noch heute das „Teufelsrad“ das „Hippodrom“ und die erste Steilwand auf ihn zurück. In der Zeit nach 1928 kommt es sowohl im Film wie auch in der Politik zu großen Umbrüchen, wobei die Einführung des Tonfilms im Jahre 1930 im Gegensatz zum politischen Wechsel sicher positiv darzustellen ist.
1945 und 1946 verwaltete Fritz Preßmar sen. das Theater kommissarisch für die amerikanische Militärregierung und beseitigte während dieser Zeit notdürftig die schweren Kriegsschäden. Man berichtet von damals, dass zwar aus allen Ecken noch die Kälte durch die Bombenlöcher des zweiten Weltkriegs drang, aber die Gäste sich diesen Ausblick in die Welt nicht nehmen ließen und so dick vermummt in ihren Wintermäntel im Saal saßen und ihr Atem gefror an den Wänden, so dass das Kino in diesen Wintertagen eher einem Eispalast als einem Filmtheater glich.
1946 wurde das Filmtheater an die Hausbesitzer und damit an die Zivilbevölkerung zurückgegeben und wird seitdem von der Familie Preßmar erst Vater Fritz Preßmar sen. dann Sohn Fritz Preßmar jun. und dann dessen Sohn Christoph Preßmar geleitet. Zahllose Premieren mit fast allen deutschen und vielen internationalen Leinwandgrößen wurden in diesem Theater gefeiert. Viele deutsche Filmschaffende auch der jüngsten Vergangenheit haben diesem Theater die Ehre gegeben. Ebenso waren königliche Hoheiten, Ministerpräsidenten, Bürgermeister, Politiker, Philosophen, Opernsänger und viele andere Berühmtheiten Gäste in diesem Filmtheater und standen nicht selten auf dessen Bühne, wobei jedoch die Aufzählung aller Gäste diesen Rahmen sprengen würde.
Die meisten deutschen Filme der unmittelbaren Nachkriegszeit kommen aus dem Bereich der Trümmerfilme oder sind Filme mit amerikanischer Herkunft zu ca. 40%. Nach der kurzen Episode des kritischeren Trümmerfilms setzt man in den 50er Jahren vorwiegend auf Unterhaltungsfilme aus dem Heimatfilm -, Schlagerfilm - oder Kriegsfilm - Genre. Große Erfolge waren hier z.B. „Schwarzwaldmädl“, „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Der Förster vom Silberwald“, „Einmal nur leuchtet die Liebe“ oder Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ sowie den Filmen der Münchner Originale Karl Valentin und Liesl Karlstadt .
In den USA kam es in dieser Zeit auch zum zweiten Höhepunkt des „golden age of old hollywood“ mit Filmen wie „Casablanca“ oder „It’s a wonderful life“ um Filmgrößen wie Orson Welles, Howard Hawks oder Alfred Hitchcock. Diese Zeit wird auch als das Kinowunder oder Kinoboom bezeichnet. Hier lenkte man sich oft vom tristen Nachkriegsalltag ab und ging z.B. 1956 durchschnittlich 16 Mal pro Jahr ins Kino (817 Millionen Kinobesucher in Westdeutschland im Jahr 1956). Die meisten Besucher hatte das Filmtheater Sendlinger Tor ausgerechnet im Jahr der Währungsreform 1948 mit einer sagenhaften Zahl von 830.293 Gästen in einem Jahr.
Die Bilder stammen aus den Hausarchiv der Pressmar Kinos. Informationen und Textfragmente wurden den Internetseiten der UFA und der freien Enzyklopädie Wikipedia entnommen.